Spätestens seit der Corona-Pandemie ist eines klar geworden:
Unsere Einkaufsgewohnheiten haben sich drastisch verändert. Vorbei sind die Zeiten, als die Google-Suche ausschließlich textbasiert war. Dank „Google Lens“ lassen sich Objekte nun mithilfe der Smartphone-Kamera erkennen.
Für Online-Händler bietet die 2017 eingeführte visuelle Suche (Visual Search) eine einmalige Chance, weitere Zielgruppen zu erschließen und damit noch mehr Verkäufe zu erzielen. Wie du diese Funktion clever für dich nutzt, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Das erwartet dich in diesem Beitrag:
Was ist Visual Search?
Bei der „visuellen Suche“ handelt es sich um eine Technologie, mit deren Hilfe Nutzer nach Produkten oder Informationen im Internet suchen können, ohne dabei Suchbegriffe in die Suchleiste eingeben zu müssen. Es reicht also vollkommen aus, die Kamera auf einen gesuchten Gegenstand zu richten, um sich das gleiche oder ein vergleichbares Objekt anzeigen zu lassen. Auch Bilder lassen sich dank der neuen Suchtechnologie in Sekundenschnelle analysieren.
Du willst wissen, wo es stylische Lampen wie in deinem Lieblingscafé gibt? Dann mache einfach ein Bild von ihnen und lade es im Bereich „Bilder“ hoch. Und in kürzester Zeit liefert dir die Suchmaschine passende Produktempfehlungen dazu. Die Bildersuche funktioniert natürlich auch mit Screenshots.
Die umgekehrte Bildersuche eignet sich daher hervorragend als Inspirationsquelle. Kein Wunder also, dass Pinterest die visuelle Suche zuerst launchte – und zwar bereits im Jahr 2015.
Welche Vorteile bietet Visual Search für Betreiber von Online-Shops?
Manchmal liegt uns ein Begriff auf der Zunge, doch so recht einfallen will er uns dann doch nicht. Mag dies früher noch ein Problem gewesen sein, ist es das spätestens seit der „visuellen Suche“ nicht mehr.
Für potenzielle Kunden gestaltet sich die Google-Suche heute ganz intuitiv. Sie müssen weder die genaue Produktbezeichnung noch die Produktkategorie kennen. Auch Sprachkenntnisse sind für eine Visual Search nicht erforderlich. Ein einziges Bild reicht vollkommen aus, um den gewünschten Artikel online zu finden.
Das ist besonders praktisch für Nutzer. Noch praktischer ist es jedoch für Online-Händler. Denn die profitieren davon gleich in mehrfacher Weise:
Mehr Reichweite und Traffic dank Bildoptimierung
Mithilfe von Bilder-SEO sorgst du dafür, dass dein Bildmaterial noch mehr Menschen ausgespielt wird. So erzielst du eine höhere Reichweite und deutlich mehr Traffic in deinem Online-Shop.
Höhere Conversion-Rate durch besseres Nutzererlebnis
Das intuitive Erkunden von Produkten bereitet Nutzern besonders viel Freude. Deshalb interagieren sie häufig länger mit dem Produktangebot, was sich wiederum positiv auf die Verweildauer in einem Online-Shop auswirkt. Finden Kunden außerdem genau das, was sie suchen, sind sie eher dazu geneigt, einen Kauf zu tätigen. Die visuelle Suche ist damit ein probates Mittel, um den Umsatz und damit auch den Return on Investment (ROI) zu steigern.
Kundenbindung dank personalisierten Produktempfehlungen
Wissen, was Kunden wollen – das wünschen sich alle Shop-Betreiber. Die visuelle Suche macht dies nun möglich. Durch den Vergleich der ausgewählten Produkte mit ähnlichen Artikeln im Online-Shop lassen sich individuell auf den jeweiligen Kunden zugeschnittene Produktempfehlungen („Recommendations“) generieren.
Werden die individuellen Vorlieben und Kaufgewohnheiten berücksichtigt, steigt auch die Kundenzufriedenheit. Zufriedene Kunden wiederum kehren immer wieder gerne zurück, um auch den nächsten Einkauf beim „Händler ihres Vertrauens“ zu erledigen. Wer seiner Kundschaft also ein personalisiertes Einkaufserlebnis bietet, der bindet diese langfristig an seinen Online-Shop.
Visual Search vs. einfache Bildersuche: Worin unterscheiden sie sich?
Sowohl Menschen als auch Maschinen benötigen ein entsprechendes Vorwissen, um Muster in Bildern erkennen und richtig einordnen können. Dafür werden sie mit einer großen Menge an Daten trainiert. Anders als bei einer einfachen Bildersuche beurteilt Google die Relevanz der Suchergebnisse nicht ausschließlich auf der Grundlage von textbasierten Meta-Daten, sondern mithilfe komplexer Bilderkennungsalgorithmen. Diese werten alle verfügbaren visuellen Informationen wie z. B. Formen, Texturen, Bildpunkte und Schattierungen aus und vergleichen diese mit denen anderer Bilder. Dafür müssen die einzelnen Elemente allerdings zuvor aus dem Bild extrahiert werden.
Was sich kompliziert anhört, ist es auch und wäre ohne künstliche neuronale Netze gar nicht denkbar. Die neueste Technologie aus dem Hause Google heißt „Multitask Unified Model (MUM)“ und erlaubt eine multimodale Suche. Damit können Nutzer das Netz sowohl mithilfe von text- als auch bildbasierten Suchanfragen nach Informationen und Produktangeboten durchstöbern.
So funktioniert Visual Search mit Google Lens in der Praxis
Zunächst einmal vergleicht Google Lens Objekte auf dem nutzereigenen Foto mit anderem Bildmaterial. Im nächsten Schritt stuft Google diejenigen Bilder als besonders relevant ein, welche die meisten Ähnlichkeiten mit dem Referenzbild aufweisen. Eine große Rolle bei diesem Matching-Prozess spielen auch nützliche Signale wie Text, Sprache und Meta-Angaben.
Anhand des folgenden Beispiels zeige ich dir, warum Meta-Angaben so wichtig sind.
Auch wenn man sich über Geschmack trefflich streiten mag, ist für Teile der sogenannten Generation Z (kurz: Gen Z) Justin Bieber ein großes Stilvorbild. Kein Wunder also, dass sich viele von ihnen in Sachen Mode von ihm inspirieren lassen. Stellen wir uns daher einmal vor, wie eine mögliche Customer Journey („Kundenreise“) heutzutage aussehen könnte.
Awareness-Phase: Dein potenzieller Kunde scrollt durch seinen Social-Media-Feed und entdeckt dort einen neuen Post von Justin. Prompt fällt sein Blick auf die coolen weiß-hellblauen Sneakers, die der Sänger auf dem Foto trägt.
Consideration-Phase: Sollte das Produkt nicht aktiv beworben worden sein, weiß dein potenzieller Käufer zunächst einmal nicht, welches Modell auf dem Bild zu sehen ist. Seine Neugier ist dann aber bereits geweckt worden: Er möchte unbedingt mehr über dieses Schuhmodell erfahren. In der „Überlegungsphase“ benötigt er dringend weitere Informationen zum Produkt wie den Produktnamen, den Preis, Händler, die das Produkt vertreiben, die Verfügbarkeit des Produktes usw.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das Vertrauen in den jeweiligen Online-Händler. Wie du ein solches auf deiner Produktseite aufbaust, erfährst du in unserem Blogbeitrag über verkaufsstarke Produktseiten.
Das könnte der nächste Schritt seiner Kundenreise sein:
Purchase-Phase: Dein potenzieller Kunde kennt nun alle wichtigen Details, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können. Ob er den Kauf sofort tätigt, ist jedoch unklar. In vielen Fällen durchlaufen Kunden zahlreiche Touchpoints bis zum Kauf. Mit suchmaschinenoptimierten Produktseiten kannst du dir aber einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.
Wichtiger Hinweis: Bei der Bildanalyse berücksichtigt Google Lens auch weitere relevante Informationen wie Nutzerbewertungen, wie das folgende Beispiel zeigt.
Dank der automatischen Objekterkennung funktioniert die Produktrecherche selbstverständlich auch direkt aus der Bildersuche heraus.
Übrigens: Google Lens erkennt auch Barcodes und Texte wie beispielsweise Buchtitel. Damit bietet die neue Suchtechnologie Marketingverantwortlichen noch mehr Möglichkeiten, Leads für ihren Online-Shops zu generieren.
So bereitest du deine Produktbilder für die „visuelle Suche“ auf
Damit dein Bildmaterial in den Suchergebnissen erscheint, ist es wichtig, es entsprechend zu optimieren. Die wichtigsten Schritte habe ich in einer Übersicht für dich zusammengefasst.
Bilder-SEO für Visual Search auf einen Blick
- Aussagekräftige Meta-Daten erstellen: Dazu gehören Bild-Titles genauso wie Alt-Attribute. Verwende hierbei stets passende Keywords und achte auf die maximale Zeichenzahl.
- Den Kontext berücksichtigen: Achte darauf, dass deine Produktbilder und die Produktbeschreibung inhaltlich eine Einheit bilden.
- Arbeite mit sprechenden Dateinamen: Du hilfst Google bei der Bildzuordnung, indem du die Dateinamen möglichst kurz hältst und ein relevantes Keyword darin verwendest.
- Originelle Produktbilder einbinden: Mit einzigartigen Inhalten vermeidest du Duplicate Content. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, auf Herstellerbilder – nach Möglichkeit – zu verzichten.
- Auf eine hohe Bildauflösung achten: Professionell wirkt dein Online-Shop nur dann, wenn deine Bilder eine gute Qualität aufweisen.
- Die richtige Dateigröße berücksichtigen: Trotz der hohen Auflösung sollten deine Bilder kleiner als 150 KB sein, um die Ladezeit nicht unnötig zu verlangsamen.
- Ein passendes Dateiformat wählen: Damit sorgst du für eine optimale Darstellung in allen Browsern. Welche Grafikdateitypen dafür infrage kommen, erfährst du in unserem Blogbeitrag „Die ultimative Produktseite: 10 SEO-Tipps für Online-Shops“.
Strukturierte Daten für bessere Suchergebnisse
Wer online einkauft, der will vor allem eines: Zeit sparen! Je mehr relevante Informationen du deinen potenziellen Käufern also bereitstellst, desto eher fällt ihre Entscheidung zugunsten deines Online-Shops aus.
Zeichne folgende strukturierte Daten aus, indem du entsprechende Mark-ups hinzufügst:
- Produktname
- Preis
- Währung
- Verfügbarkeit (z. B. „Auf Lager“)
- URL
So können Suchmaschinen wie Google diese in die Suchergebnisse einbinden und Nutzern damit alle für sie wichtigen Informationen auf einen Blick präsentieren.
Mit Mobile First Kunden dort erreichen, wo sie sind
Im Gegensatz zum Einzelhandel sind Online-Shops nicht an feste Öffnungszeiten gebunden. Umso wichtiger ist es, das Produktangebot jederzeit und von jedem Ort aus zugänglich zu machen. Eine Optimierung für Mobilgeräte ist daher besonders wichtig.
In der „Überlegungsphase“ (sog. Consideration-Phase) können einzelne Details darüber entscheiden, ob potenzielle Kunden deine Produktseite aufrufen oder anderen Online-Händlern den Vorzug geben. Sorge daher stets für ein positives Nutzererlebnis (User Experience). So bist du deiner Konkurrenz immer einen Schritt voraus.
Die Zukunft der Visual Search im E-Commerce
Die rasante Entwicklung der „Künstlichen Intelligenz“ (kurz: KI) hat uns in den letzten Jahren bereits viele Möglichkeiten eröffnet, von denen wir zuvor nicht einmal zu träumen wagten. Angefangen bei Chatbots und virtuellen Assistenten über personalisierte Produktempfehlungen bis hin zur multimodalen Suche – die neuen Technologien haben den E-Commerce-Bereich regelrecht transformiert.
Sie haben dazu beigetragen, die Kundenerlebnisse so natürlich und intuitiv wie möglich zu gestalten. Auch in Zukunft werden sie eine bedeutende Rolle in der Customer Journey spielen. Die nun folgenden Trends weisen schon jetzt eine Hebelwirkung auf.
Mehr Personalisierung dank besserer Bilderkennung
Mit der Einführung der Visual Search haben Pinterest und Google den Grundstein für ein vollkommen neues Einkaufserlebnis gelegt. So liegt es auf der Hand, dass diese Technologie stetig weiterentwickelt und an die Kundenbedürfnisse angepasst wird.
Durch den Einsatz von KI und maschinellem Lernen wird die Software sicherlich schon bald in der Lage sein, Bilder noch genauer zu analysieren als bisher. Dadurch wird sie passende Produkte noch schneller identifizieren und Nutzern bessere Ergebnisse liefern können. Die hohe Passgenauigkeit wiederum führt zu einer größeren Kundenzufriedenheit und damit zu einer höheren Conversion-Rate.
Visual Search meets Augmented Reality (AR)
Die Integration der Visual Search in AR mag sich nach einer verrückten Zukunftsvision anhören, neu ist dieser Ansatz dennoch nicht. Die Firma Otto nutzte die immersive Technologie bereits im Jahr 2018, um ihre Kunden den Online-Einkauf zu erleichtern. So konnten Kunden dort Bilder hochladen, um auf deren Grundlage passende Produktempfehlungen zu erhalten.
Auch wenn die App mittlerweile eingestellt worden ist, bedeutet dies nicht, dass die Kombination aus der visuellen Suche und AR keine Chance auf dem Markt hat. Mit der Entwicklung von kostengünstigen Integrationen wird dieses Modell sicherlich schon in naher Zukunft profitabel sein und einen schnelleren ROI ermöglichen.
Datenschutz und Ethik
Je stärker die Visual-Search-Technologie Einzug in unseren Alltag hält, desto bedeutsamer wird die Frage des Datenschutzes und der Ethik. Ist es legitim, nutzergenerierte Bilder zu Marketingzwecken zu speichern und sie im Nachgang zu analysieren? Kollidiert dies mit dem Persönlichkeitsrecht? Diese und weitere Fragen bedürfen klarer Richtlinien, damit die neue Technologie verantwortungsvoll eingesetzt werden kann.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Visual Search das Potenzial besitzt, den Bereich „E-Commerce“ zu revolutionieren. Denn die neue Suchtechnologie bietet ein intuitives und natürliches Einkaufserlebnis, das dem Einkaufen vor Ort am nächsten kommt.
Der wesentliche Vorteil für Nutzer besteht darin, dass die Eingabe von Suchbegriffen vollkommen überflüssig wird. So können Nutzer ungeachtet ihres Kenntnisstandes hinsichtlich des gewünschten Produktes genau dasjenige finden, wonach sie suchen.
Auf diese Weise werden auch Sprachbarrieren überwunden. So sind Sprachkenntnisse beim Erkunden von Produkten nicht mehr länger relevant. Damit baut die „visuelle Suche“ eine wichtige Barriere ab, die potenzielle Kunden vom Online-Kauf abhält.
Für Betreiber von Online-Shops bietet die visuelle Suche gleich mehrere Vorteile: Neben einer höheren Reichweite zählen dazu auch der gesteigerte Traffic im Online-Shop sowie eine höhere Conversion-Rate. Durch die personalisierten Produktempfehlungen lässt sich zudem auch die Kundenbindung stärken.
Bildern kommt daher ab sofort eine noch größere Bedeutung zu, als dies bislang ohnehin schon der Fall gewesen ist. Deshalb solltest du dich spätestens jetzt um die erforderlichen Optimierungsmaßnahmen wie Bilder-SEO kümmern.
Wie sich die Suchtechnologien in der Zukunft entwickeln, bleibt abzuwarten. Durch maschinelles Lernen mithilfe von künstlichen neuronalen Netzwerken (sog. Deep Learning) konnten in den letzten Jahren jedenfalls wahre Quantensprünge in diesem Bereich verzeichnet werden. Die Bilderkennung ist mit der Zeit immer präziser geworden und die Suchergebnisse wurden dadurch personalisierter. Die Verschmelzung der visuellen Suchtechnologie mit AR ermöglicht Kunden schon heute ein immersives Einkaufserlebnis.
Diese Trends werden sicherlich auch weiterhin anhalten, auch wenn die damit einhergehende Verarbeitung von großen Datenmengen datenschutzrechtliche und ethische Fragen aufwirft. Somit wird zunehmend auch die Forderung nach neuen Richtlinien dringender.
Eins ist jedoch schon jetzt klar: Visual Search wird einen dauerhaften Platz in der Customer Journey einnehmen, bietet sie doch eine nahtlose Kundenerfahrung und gleichzeitig ein neuartiges Einkaufserlebnis. Damit ist sie ein wirkungsvolles Instrument, um den Umsatz nachhaltig zu steigern.